Rechtsstreit um Krypto-Boni: WeMade vs. Mitarbeiter

8. Januar 2025

Der südkoreanische Gaming-Riese WeMade sieht sich derzeit mit einer Klage von 27 aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern konfrontiert. Der Grund: Diese fordern die Zahlung von ausstehenden Altcoin-Boni, die angeblich für ihre Arbeit an der Entwicklung des firmeneigenen WEMIX-Tokens versprochen wurden. Der Fall beleuchtet einmal mehr die rechtlichen Herausforderungen, die Unternehmen beim Einsatz von Kryptowährungen in der Mitarbeitervergütung bewältigen müssen.

Hintergrund: Was ist der WEMIX-Token?

WeMade ist vor allem für seine beliebte Spiele-Reihe Legend of Mir bekannt und hat in den letzten Jahren verstärkt in Blockchain-Technologie investiert. Der WEMIX-Token wurde 2020 als Teil dieser Bemühungen ins Leben gerufen und auf verschiedenen Krypto-Börsen gelistet. Im Februar 2022 fusionierte die Blockchain-Tochterfirma WeMade Tree mit dem Mutterkonzern, um die Bemühungen in diesem Bereich weiter zu zentralisieren.

Der WEMIX-Token sollte ursprünglich ein zentraler Bestandteil des Blockchain-Ökosystems von WeMade werden und die Art und Weise revolutionieren, wie Gamification und Krypto-Technologien integriert werden können. Ein solch ambitioniertes Projekt erfordert jedoch ein entsprechend engagiertes Team – und genau hierbei beginnen auch die Konflikte zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitern.

Die Klage: Forderungen der Mitarbeiter

Die Kläger, die teils noch bei WeMade angestellt sind, verlangen insgesamt eine Schadensersatzzahlung von rund 11 Millionen US-Dollar. Laut ihrer Aussage hatten sie mit WeMade eine Vereinbarung getroffen, wonach ihnen Altcoin-Boni für ihre Arbeit an der Entwicklung des WEMIX-Tokens zustehen würden. Diese Vereinbarung sei sowohl schriftlich in einem „WEMIX Entwicklungsvergütungsabkommen“ als auch in ergänzenden E-Mails bestätigt worden.

Die Mitarbeiter behaupten, dass ihnen eine Mindestbeschäftigungszeit von drei Jahren bei WeMade als Bedingung für die Auszahlung dieser Token-Boni auferlegt wurde. Obwohl einige der Entwickler diese Bedingung erfüllt haben, seien die entsprechenden Zahlungen bis heute nicht erfolgt. Sie werfen dem Unternehmen daher eine „kriminelle Vertrauensverletzung“ vor.

Die Verteidigung von WeMade

WeMade weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Anwälte des Unternehmens argumentieren, dass jegliche Zusicherungen in Bezug auf Krypto-Boni lediglich auf allgemeinen Richtlinien und einer vorläufigen Planung basierten. Eine bindende Vereinbarung soll es nach Aussage der Verteidigung nicht gegeben haben.

Weiterhin bestreitet das Unternehmen, dass derartige Zusagen jemals in schriftlicher Form festgehalten worden seien. Die Anwälte erklärten, dass es lediglich „mündliche Absprachen“ gegeben habe, die jedoch nicht als rechtlich bindend anzusehen seien. Außerdem hob die Verteidigungsseite hervor, dass es zu der damaligen Zeit keine klaren industrieweiten Standards für die buchhalterische Behandlung von Kryptowährungen gab. Dies habe die Umsetzung eines entsprechenden Bonusprogramms zusätzlich verkompliziert.

Richter fordert einen Vergleich

Im laufenden Verfahren am Zivilgericht des Bezirks Seoul hat der vorsitzende Richter beide Parteien zur Schadensregulierung durch Mediation aufgefordert. Gleichzeitig wurde WeMade angewiesen, bis Mitte März einen konkreten Entschädigungsplan auszuarbeiten und dem Gericht vorzulegen. Obwohl der Richter betonte, dass das Fehlen eines schriftlichen Vertrages eine Schwäche in der Argumentation der Kläger darstellt, bezeichnete er die Haltung der Verteidigung, „keinen einzigen Penny zahlen zu müssen“, ebenfalls als unangemessen.

Das Gericht wird seine Verhandlungen am 21. März fortsetzen, sollte bis dahin keine außergerichtliche Einigung erzielt werden. Beobachter erwarten, dass der Fall als wegweisend für ähnliche Konflikte im Blockchain-Bereich angesehen werden könnte.

Rechtliche Herausforderungen im Umgang mit Kryptowährungen

Der Fall verdeutlicht die rechtlichen Hindernisse, die mit dem Einsatz von Kryptowährungen in der Vergütungsstruktur von Unternehmen einhergehen. Da es weltweit keine einheitlichen rechtlichen Standards für den Umgang mit Kryptowährungen gibt, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, diese in ihre bestehenden Strukturen zu integrieren, ohne dabei regulatorische oder buchhalterische Fehler zu begehen. Dies gilt insbesondere für die Frage, ob und wie Kryptowährungen als Gehaltsbestandteil anzusehen sind.

Für Unternehmen wie WeMade, die in einem hochgradig wettbewerbsintensiven Umfeld tätig sind, stellt der Einsatz von Krypto-Boni jedoch auch eine Chance dar, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Allerdings zeigt dieser Fall, dass klare rechtliche Vereinbarungen und eine transparente Kommunikation zwischen Unternehmen und Mitarbeitern von entscheidender Bedeutung sind.

Auswirkungen auf die Blockchain-Industrie

Sollte das Gericht zugunsten der Kläger entscheiden, könnte dies weitreichende Folgen für andere Unternehmen in der Blockchain-Branche haben. Es könnte zu einer verstärkten Regulierung und Standardisierung im Umgang mit kryptobasierten Vergütungssystemen führen. Gleichzeitig dürfte es auch für Mitarbeiter eine wichtigere Rolle spielen, sich ihrer Rechte und ihrer vertraglichen Vereinbarungen bewusst zu sein, bevor sie sich auf Krypto-Boni einlassen.

Was WeMade betrifft, so könnte ein Urteil zugunsten der ehemaligen Mitarbeiter das Unternehmen erheblich finanziell belasten und möglicherweise auch seine Reputation gefährden. Mit der geplanten Expansion in den Bereich dezentralisierter sozialer Communities ist WeMade bereits stark in das Blockchain-Ökosystem eingebunden. Negative Berichte über den Umgang mit Mitarbeitern könnten Investoren und potenzielle Partner abschrecken.

Fazit

Der Rechtsstreit zwischen WeMade und seinen (ehemaligen) Mitarbeitern zeigt eindrücklich, welche Herausforderungen die Blockchain-Industrie bewältigen muss, in der grundlegende Standards noch weitgehend fehlen. Sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter stehen nun vor einem schwierigen Weg: Mediation könnte eine Lösung darstellen, um eine Eskalation zu vermeiden. Gleichzeitig wird der Ausgang dieses Falles als Präzedenzfall für ähnliche Streitigkeiten in der Krypto- und Gaming-Branche angesehen.

Während die Blockchain-Technologie weiterhin als treibende Kraft für Innovationen gelobt wird, macht dieser Fall deutlich, dass die rechtlichen und zwischenmenschlichen Aspekte nicht vernachlässigt werden dürfen. Ob WeMade und seine Mitarbeiter eine einvernehmliche Lösung finden oder ob das Gericht ein Urteil fällen wird, bleibt zunächst abzuwarten.

8. Januar 2025

Abonniere unseren Newsletter 4 free

Wenn du keinen Tipps & Tricks rundum das Thema Finanzen dribbeln verpassen willst und immer ready bist wie ein Fuchs für kostenlose Prämien dann abonnier.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert